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Die Bribri

Ein Volk mit matriarchalen Mustern

Heiliges Getränk

Kakao besitzt in der Kultur der Bribri den Stellenwert als heiliges Getränk, das die Menschen ihr ganzes Leben lang begleitet. Erblickt ein Kind das Licht der Welt, wird es, wie seine Mutter, mit heiligem Kakao gereinigt. Wird ein Mädchen zur Frau, umrahmt das Getränk die Zeremonie. Und auch wer seinen letzten Weg antritt, wird noch einmal mit Kakao gesalbt. Die Zubereitung der Schokolade liegt in den Händen einer Frau: Die Zeremonienmeisterin reibt trockene Kakaobohnen, formt sie zu Schokoladebällen, ehe diese in heißem Wasser aufgelöst werden. An ihrer Seite ist der Awá, der Medizinmann, der das Ritual mit Kräutern und Gesang unterstützt.

 

„Die ganze Medizin befindet sich im Garten, in der Umgebung, im Wald – die Natur gibt uns alles, was wir brauchen

Die Bribri in Costa Rica

Wo Nord- auf Südamerika trifft, leben die Bribri, ein indigenes Volk, das sowohl seine wertschätzende Haltung gegenüber der Natur, als auch seine matrilinearen Strukturen und seine eigenständige Sprache seit Jahrhunderten bewahren konnte. Etwa 35.000 Mitglieder zählt das Volk, rund 11.000 wohnen in den Wäldern der Grenzregion Talamanca im Süden Costa Ricas und Norden Panamas.Spirituell eng mit der Natur verbunden, verehren die Bribri Sibú als ihre Hauptgottheit – als Schöpfer der Tiere, der Menschen, des Himmels und der Mutter Erde. Der Legende nach schuf er die Menschen aus Maiskörnern mit Blut aus der Kakaofrucht. Er teilte sie in 38 Clans, von denen jeder unterschiedliche Aufgaben, Verantwortungen und Schutzbefohlene bekam – Tiere, Pflanzen oder auch die Erde. Nachdem er all dies erschaffen hatte, nahm er sich den Kakaobaum zur Frau. Daher kommt diesem Baum eine große Bedeutung zu. Er gilt als weiblich, aus seinen Samen, der Kakaobohne, wird nicht nur das Alltagsgetränk chocolate, sondern anlässlich von Festen und Zeremonien ein besonderer Trank bereitet, das der rituellen Reinigung dient und als Zeichen der Gemeinschaft gilt. .

Für die Bribri stellt Mutter Erde die Lebensgrundlage dar. Sie bietet den Menschen das, was sie zum Leben brauchen: Nahrung in Form von Gemüse, Früchten, Getreide und Kakao, Tiere, die sie züchten oder fangen, sauberes Wasser, Holz und Blätter für ihre Hütten, sowie Kräuter, Samen, Rinden und Wurzeln zur Behandlung von Krankheiten.

Heilung suchen die Bribri in den Gaben der Natur, aber auch in tradierten Formeln und Gesängen. Auf sie greift der Awá zurück, wenn er als spiritueller Ratgeber und Heiler gerufen wird. Am Krankenbett nimmt er Verbindung mit den Geistern auf, setzt Kräuter ein, beschwört die Krankheit eindringlich, den Körper zu verlassen. Die Ausbildung zum Awá ist lang und intensiv: Sie fängt für vom Clan auserwählte Knaben im Alter von acht Jahren an und dauert rund zehn bis 15 Jahre. Allerdings ist der Awá auf die Unterstützung der weiblichen Clanmitglieder angewiesen, denn es sind die Frauen, die die Heilpflanzen sammeln und zubereiten.

Neben dem Awá gibt es in der Gesellschaft der Bribri noch weitere Funktionsträger, denen besondere Aufgaben zukommen. So dürfen beispielsweise lediglich speziell ausgebildete Frauen die heilige Kakao-Zeremonie durchführen, die traditionellerweise aus Anlass von Geburten oder Begräbnissen abgehalten wird. Die Bribri sind matrilinear organisiert, die Weitergabe der Stammeslinie erfolgt ausschließlich in weiblicher Linie. In den Mutterclan geboren, gehört den Töchtern später einmal der Besitz und sie geben ihrerseits den Familiennamen ihren Töchtern weiter.

Die Ursprungsbehausung der Bribri, das casa conica, ist mittlerweile von praktikablerenHolzpfahlbauten abgelöst worden. Lediglich für spezielle Feiern und Feste wird das casa conica noch genutzt. Es wird von acht Säulen getragen und bildet für die Bribri einen oberirdischen und unterirdischen Mikrokosmos ab. Denn in ihrem Glauben setzt sich das casa conica nach unten gespiegelt fort und stellt die Verbindung zur Welt der anderen Wesen und Toten dar. Die Ebene des Erdbodens ist der Bereich des jetzigen, irdischen Lebens, in den oberen Schichten des Hauses befinden sich diverse geistige und spirituelle Wesen mit der Hauptgottheit Sibú an der Spitze.

Das casa conica dient als sichtbares Zeichen der Verbundenheit der drei Welten und als Symbol des Zusammenhalts, aber auch der Verpflichtung, einander zu helfen – Werte, die seit Jahrhunderten die Grundlage für die Gemeinschaft und Gegenseitigkeit der Bribri bilden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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